Ruth Handschin, dandelion 1
Ruth Handschin, dandelion 2
Ruth Handschin, fleur de lis
Ruth Handschin, Neue Königskleider
Ruth Handschin, flora non grata Gartenkultur
Ruth Handschin, Vexierbild
Ruth Handschin, Buttercup1
Ruth Handschin, Buttercup 2
Ruth Handschin, Potsdamerplatzii
Ruth Handschin, Wortmaterial
Ruth Handschin, Potsdamerplatzii
Ruth Handschin, letters from nature
Ruth Handschin, Wilde Nachbarn

The World's Largest Dandelion Leaf
Länge 14.5m
fluoreszierende Folie, Schwarzlicht,
Kunstverein Konstanz, 2001

The World's Largest Dandelion Leaf
Länge 14.5m
fluoreszierende Folie, Schwarzlicht,
Kunstverein Konstanz, 2001

flora non grata - Gartenkultur

Vexierbild
Auf diesem Bild ist ein Baum.
Zürich, Langstrasse, 2001

Flora fossilis potsdamerplatzii
Flora fossilis potsdamerplatzii
45 fluoreszierende Blattformen von Pionierpflanzen, die vor der Überbauung auf dem Potsdamerplatz wuchsen; botanically correct, mit Namen erfasst, zeugen sie in den finsteren Schächten der U3 als leuchtende Fossilien vom grossen Formenreichtum der Wildpflanzen auf dem untergegangenen Brachgelände. Ein archäologisches Highlight!
Potsdamerplatz, U-Bahnhof U3, 2005

Flora fossilis potsdamerplatzii
45 fluoreszierende Blattformen von Pionierpflanzen, die vor der Ueberbauung auf dem Potsdamerplatz wuchsen; botanically correct, mit Namen erfasst, zeugen sie in den finsteren Schächten der U3 als leuchtende Fossilien vom grossen Formenreichtum der Wildpflanzen auf dem untergegangenen Brachgelände. Ein archeologisches Highlight!
Potsdamerplatz, U-Bahnhof U3, 2005

letters from nature
44 Blattformen von Pflanzen,
die auf dem Campus wachsen
Kunststoff geschnitten, 730 x 360 cm
Kunst am Bau, Universität Zürich, 2002

…Ja die Natur, Herr Doctor, wenn die Natur aus ist…“ Steht man mitten in einer Leuchtzeichnung von Ruth Handschin, könnte es scheinen, als ob hier die Natur auch aus wäre. Nichts deutet auf Erde, auf Pflanzen, auf Organisches, alles ist in kaltes fluoreszierendes Licht getaucht, man gewinnt den Eindruck, in einem miniaturisierten stellaren Raum sich zu bewegen. Wenn man dann, den Leuchtstreifen und Figuren entlang, allmählich entdeckt, aus welchen Grundformen dieser Leuchtteppich geflochten ist, ahnt man etwas von der Obsession der Kunst, Natur in das ihr Konträre zu verwandeln…

Iso Camartin

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Neue Königskleider

Flora non grata / fleur-de-lis, ausgestossen / elitär, wertlos / wertvoll, Unkrautblätter / Blattgold mit diesen Gegensätzen spielt das Thema.

Ausgerechnet der Mantel von Louis XIV., des Königs, der berühmt und berüchtigt war für das Zurechtstutzen und Bändigen pflanzlicher Natur, ist der Ausgangspunkt für eine neue Stoffmusterkolletion. Anstelle von fleur-de-lis treten nun die in Versailles und allen strengen Gartenkulturen unerwünschten, wildwachsenden Pflanzen. Ihre Formenvielfalt ist gross, überraschend und hält den Schönheitskriterien eines königlichen Hofes mit Leichtigkeit stand.

Die Blattsammlung »flora non grata« wurde vor gut zehn Jahren begonnen und ist in der Zwischenzeit sehr umfangreich geworden; sie vereint Pflanzen aus verschiedenen Städten Westeuropas. Ist das Auge trainiert und das botanische Wissen ausreichend, dann lässt sich die Sammelleidenschaft nur schwer bremsen. Mit jeder Wachstumsperiode kommen neue Prachtsexemplare hinzu.

So entsteht die neue Musterkollektion. Ihre Farbpalette reicht von Königsblau, über Pink und Türkis bis hin zu schrill giftigem Grün. Darauf stehen in reinem Gold: Brennnessel, Vogelmiere, Gänsedistel, Beifuss, Hirtentäschel, Zaunwinde, Schöllkraut, Rauke…Grösse: kingsize

Ruth Handschin 2001

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Linien im Raum

Ein dunkler Raum, in Schwarzlicht getaucht. Fluoreszierende Linien ziehen sich wie ein magisches Band über den Boden und die Wände. Zunächst folgt nur das Auge den Linien, dann der ganze Körper. Eine begehbare Zeichnung, deren Formen sich mit der Bewegung verändern. An bestimmten Punkten wird die ganze Zeichnung zum Zerrbild, doch im Weitergehen löst sich die Anamorphose auf und die Form nimmt wieder klare Gestalt an. Aber um welche Form handelt es sich? Der Titel bringt uns auf die Spur: Creeping Buttercup, zu Deutsch Ranunkel, besser bekannt als Hahnenfuss. Linien kriechen im wahrsten Sinne des Wortes durch den Raum und bezeichnen hier den isolierten Umriss eines Blattes….

Barbara Heinrich, Kunsthalle Fridericianum, Kassel

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KratzdistelCirsium vulgareSpearthistle
Bittersüsser NachtschattenSolanum dulcamaraBittersweet
FingerkrautPotentilla reptansQuinquefoil
BerufkrautErigeron annuusFleabane
LöwenzahnTaraxacum officinaleDandelion
Floh-KnöterichPolygonum persicariaRedshank
BeifussArtemisia vulgarisMugwort
GänsefussChenopodium hybridumGoosefoot
FlockenblumeCentaurea jaceaKnapweed
AmarantAmaranhus blitumPigweed
WindeConvolvulus sepiumBindweed
.........
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Wilde Nachbarn

Vertrauter als der Anblick von Gänseblümchen ist Kindern heute längst der Umgang mit Gameboy und Handy. In einer total ökonomisierten Welt weiden milkablaue Kühe und wachsen Äpfel nicht auf den Bäumen, sondern im Supermarkt. Die Aneignung der Natur durch die Zivilisation führt zur Überformung und Ausblendung des Wilden. Gewächse, die nicht als Zier- oder Nutzpflanze dienen, fallen unter die Kategorie „Unkraut“. Sie sind, um den Begriff zu wählen, mit dem Ruth Handschin ihre Kunst seit Jahren überschreibt:“flora non grata“.

Mit ihrer über zwei Etagen reichenden Wandinstallation „Wilde Nachbarn“ lenkt Handschin den Blick auf jene Pflanzen, die in unseren Städten rar geworden sind und die doch hin unmittelbarer Nähe der Kindertagesstätte wachsen, auf Pflanzen, die nicht künstlich gesät werden, sondern die sich selbst setzen und deren erstaunliche Vielfalt gewöhnlich übersehen wird. Die Grösse von Handschins Pflanzenblättern – die Kinder stehen vor ihnen wie Alice im Wunderland – enthüllt die Schönheit und das radikale Individuationsprinzip des Wildwuchses. Jede Pflanze verfügt über einen eigenen Charakter und transportiert über ihre Form eine eigene Atmosphäre. Der elegante Schwung des Bocksbartblattes steht neben dem filigranen Geästel der Möhre, das mild Herzförmige der Winde neben dem scharf gezähnten Brennesselblatt und den wehrhaften Stacheln der Gänsedistel.

Die Silhouetten der Pflanzenblätter und die hoch energetische Farbigkeit mit ihrem dunklen Blau auf leuchtend gelbem Grund produzieren eine vitale Zone. Bereits von weitem sichtbar wirken die Pflanzen als ein programmatisches Zeichen für die Kindertagesstätte, die auch eine Freilandgruppe beherbergt. Sie strahlen über die Kindertagesstätte hinaus in den öffentlichen Raum hinein. In einem Neubaugebiet, in dem latent Uniformität herrscht, definieren sie den Ort als Singulären.

Heinz Schütz, München 2004

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